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Das Jahr im Weinberg
Die eigentliche Arbeit im Weinberg leistet die Natur. Aber ohne tatkräftige Mithilfe der Winzer (statistisch gesehen muss jeder Rebstock vom Winzer innerhalb eines Jahres ca. 12mal besucht werden!), würden wir wohl kaum jedes Jahr deutschen Wein in der gewohnten Qualität bekommen. Der folgende Beitrag bietet eine kurze Übersicht der Arbeiten eines Jahres im Weinberg.
Der Rebschnitt
Das Weinjahr beginnt im Januar und Februar, also vor dem Austrieb im Frühjahr, mit dem Rebschnitt. Das einjährige Holz wird bis auf die Fruchtruten entfernt und damit der Grundstein zur Erzeugung hochwertiger Trauben / Weine mit wertvollen Inhaltsstoffen gelegt.
Der Rebschnitt ist in Deutschland nach wie vor noch echte Handarbeit, für die die Winzer oft viele Wochen benötigen.
Biegen und Binden der Reben
Im März und April, wenn die Reben anfangen zu „bluten“ – so nennt man den Saftaustritt an den Schnittwunden, werden die Fruchtruten nach unten gebogen und gebunden. Bei diesen Bindearbeiten stehen die Winzer oft im wahrsten Sinne des Wortes „im Regen“ – und das auch noch gerne, denn die feuchte Witterung verhindert, dass die Ruten beim Biegen brechen. Durch das Biegen und Binden wird eine gleichmäßige Verteilung der jungen Triebe erreicht. Die Rebe wird sozusagen in Form gebracht.
Bodenbearbeitung
Ab April wird der Boden mit verschiedenen Arbeitsgeräten wie Grubber und Kreiselegge, mechanisch aufgelockert. Dies dient dazu, das natürliche Bodenleben anzuregen. Anschließend werden Begrünungspflanzen eingesät. Damit die Reben ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden, wird nun auch gedüngt. Der moderne Weinbau berücksichtigt hier neben den Kosten selbstverständlich auch Umweltaspekte. Die Nährstoffversorgung der Reben wird vorrangig durch Komposteinbringung und durch organische Düngung erreicht. Ziel aller Maßnahmen ist ein biologisch aktiver und mit Nährstoffen gut versorgter Boden. Selbstverständlich wird die Möglichkeit der Bodenanalyse mit einbezogen.
Während und nach der Blüte
Um ein Abbrechen der Reben zu verhindern, werden die neuen Triebe durch einen Drahtrahmen aufgefangen. Dieser Arbeitsschritt ist im Jahr 3-4 mal erforderlich. Nach der Blüte werden vom Winzer mitunter auch schon Fruchtansätze weggeschnitten, um den Ertrag zu mindern und damit besonders gute Qualitäten zu ernten.
Die Rebblüte ist nach wie vor eine der empfindlichsten Phasen der Traubenentwicklung. Der Rebstock zählt zu den Selbstbefruchtern und damit ist die Witterung der entscheidende Faktor für die Menge und Güte des Weinjahrganges.
Pflanzenschutz und Laubarbeiten
Während der ganzen Wachstumsperiode zwischen Juni und August sind die Winzer mit Laubarbeiten beschäftigt. Zum Teil werden die Triebe festgebunden, um sie vor Windbruch zu schützen. Auch müssen nun durch den Laubschnitt Blätter entfernt werden, um die Durchlüftung der Rebanlage zu fördern. Bei Regen trocknet diese dann besser ab und die Voraussetzungen für einen Pilzbefall werden verringert.
Der Austrieb der Reben beginnt Ende April/ Anfang Mai. Zu den Hauptschadpilzen zählen (ähnlich wie bei Rosen), bei ungünstigen Witterungsverhältnissen, die Mehltaupilze. Die Bekämpfung erfolgt vorrangig mit organischen Fungiziden, wobei die biologischen Bekämpfungsmaßnahmen vorrangig zur Anwendung kommen. Dadurch sind wir heute in der Lage im Weinbau ohne jeglichen Insektizideinsatz auszukommen. Zum Beispiel durch Anwendung von Pheromonen – zur Bekämpfung des Traubenwicklers.
Die Traubenreife
Mit Beginn der Traubenreife Ende August/Anfang September werden die Trauben „weich“ und sind sehr sensibel. Von nun an beeinflusst die Witterung im verstärkten Maße die Entwicklung der Trauben und somit Qualität und Mostgewicht.
Die Weinlese
Im September/Oktober wird mit der Weinlese begonnen. Die Früchte der Arbeit können geerntet – besser gelesen – werden. Je nach Witterung dauert die Weinlese ca. sechs bis acht Wochen.
Mit Beendigung der Lese sind die Arbeiten im Weinberg vorerst abgeschlossen (Winterruhe) und die Arbeit, Sorgfalt und Aufmerksamkeit des Winzers gilt dem neuen heranreifenden Jahrgang im Keller.
