Magazin
Der Rote Hang und seine einzigartigen Weine
Vor über 280 Millionen Jahren entstand durch das Einbrechen des Rheingrabens ein steiler Abfall des rheinhessischen Plateaus zum Rhein hin. Der Rote Hang, eine einmalige, besondere Formation, war geboren.
Im Ton- und Sandstein eingelagerte Eisenverbindungen, entstanden in Zeiten mit subtropischen Klimaverhältnissen, färben den Boden rot und geben dem Hang seinen Namen.
Boden und Klima sind ideal für den Weinanbau. Je nach Ausrichtung und Lage verfügt jeder Weinberg über ein individuelles Mikroklima. Das Rheinwasser reflektiert die Sonnenstrahlen und heizt das umliegende Land zusätzlich auf.
Beim Roten Hang spricht man zurecht von einem Terroir
Nicht selten wird der Begriff „Terroir“ eingesetzt, wenn man über die Merkmale des Bodens eines Weinbergs spricht, der besondere Wein hervorbringt. Der Begriff beinhaltet jedoch mehr, als nur den Boden. Ein Terroir ist das Zusammenspiel von Klima und Boden unter Einfluss vieler weiterer Faktoren. Nur bei besonderem Zusammenspiel von Klima und Boden sollte man von Terroir sprechen. Beim Roten Hang findet sich dieses besondere Zusammenspiel.
Genau so bedeutsam wie das Terroir ist für die Qualität und den Charakter eines Weines die richtige Hege und Pflege der Trauben durch den Winzer und die fachgerechte Verarbeitung der Trauben sowie die Überwachung des Gärungsprozesses und der weitere Ausbau durch den Kellermeister.
Von Schwabsburg über Nierstein bis nach Nackenheim zieht sich der Rote Hang auf 4,8 Kilometer am Rheinufer entlang. Am 50. Grad Nördlicher Breite gelegen gehört er zu einem der nördlichsten Weinanbaugebiete der Welt.
Die wichtigsten Weinbergslagen des Roten Hangs stellen wir Ihnen hier vor:

Pettenthal
Der steilste Bereich des Roten Hangs ist felsig-karg und wird von der Sonne besonders gut beschienen. Seit 1753 ist der Katastername „Pettenthal“ bekannt und lässt sich auf beobachtete Wanderungen von Kröten (Petten) zu den höher liegenden Quellen und Sumpflöchern zurückführen. Ganz in der Nähe liegt die Fläche „Stumpe Loch“, hergeleitet von Sumpfloch.
Hipping
Die Herkunft des Namens ist unbekannt. Die 23 ha große Einzellage gehört zur Gemeinde Nierstein. Hier fühlt sich die Rieslingrebe besonders wohl. Durch die Ostlage erwärmt bereits die Morgensonne das Gebiet. Boden und Rhein dienen als Wärmespeicher und die regionalen Westwinde werden besonders gut abgeschirmt.
Brudersberg
Der Brudersberg liegt zwischen den Lagen Oelberg und Pettenthal. Seine Weine verbinden die Fülle und Kraft der Oelberg-Weine mit den exotischen Aromen der Pettenthal-Tropfen. Steile, nach Süden gerichtete Hänge sowie die Nähe zum Rhein sind typische Merkmale dieses Weinbergs.
Rehbach
Der Name taucht im 18. Jahrhundert zum ersten Mal auf und ist wahrscheinlich eine Abwandlung des Namens des Baches „Rodebach“. Durch die im Boden eingelagerten Eisenverbindungen färbt sich sein Wasser nach starken Regenfällen intensiv rot ein. Der Bach fließt in den Rhein mit ihm seine Farbe. Bis hinter Bingen kann man dann die Färbung beobachten.
Glöck
Im Jahr 742 wird diese Lage zum ersten Mal urkundlich benannt und ist damit die älteste verbriefte Weinbergslage Deutschlands. Sie ist im Besitz der Staatlichen Weinbaudomäne Oppenheim. Der Name „Glöck“ kommt wahrscheinlich vom Glockenklang der nahen Bergkirche St. Kilian.
Der Name taucht im 19. Jahrhundert zum ersten Mal auf und wird 1928 in der Ortschronik als Gewannbezeichnung (schmales, streifenförmiges Ackerstück) geführt. Wegen der vollmundigen, angenehm öligen Weine und der Namensverwandschaft zum biblischen Berg setzt sich der Lagenname durch.
Orbel
Ein ebenfalls alter, historischer Lagenname. Der Name „Orbel“ lässt sich von „Ölbel“ (kräftiger, vierschrötiger Kerl) ableiten und bezieht sich damit auf die körperreichen, kräftigen Weine, die diese Lage hervorbringt.
Rothenberg
Der Rothenberg ist die nördlichste Lage und der steilste Teil des Roten Hangs. Das Terroir und Mikroklima prädestinieren den Rothenberg für die Erzeugung trockener, großer Gewächse. Die hier wachsenden Weine sind meist üppig, saftig mit mineralischem Rückgrat, teils mit einem nussig, würzigen Nachhall. Der Lagenname lässt sich entweder auf den rötliche Boden, oder auf eine besondere Rodung zurückzuführen.
Schloss Schwabsburg
Die Lage Schloss Schwabsburg liegt an der Hangkuppe und auf dem Plateau oberhalb der Lage Orbel. Die Böden sind ausgewaschen, steinig und zerklüftet. Die Wurzeln der Reben suchen Halt, Wasser und Nährstoff in vielen Metern Tiefe. Der Boden ist trocken, ein Indiz für kleinbeerige, aromastarke Trauben. Die nach Westen offene Mulde ermöglicht eine gute Durchlüftung der Rebenreihen und sorgt so für die Gesundheit der Trauben. In einigen Jahren können Rieslinge hier bis in den November hinein in Ruhe reifen. Das ermöglicht rassige, fruchtige und imposante Weine mit der feinen Mineralität des „Roten Hanges“. Aromen von Pfirsich und Zitrus sind nicht selten anzutreffen.
Heiligenbaum
Im Jahr 1753 ist die Lage im Adelshof-Inventar mit zahlreichen Eigentümern, darunter auch der Gräflich Metternich’sche Hof, eingetragen. Der Name der Einzellage „Heiligenbaum“ lässt sich wohl auf „Hell’je“ zurückzuführen, dem Namen der keltischen Göttin der Fruchtbarkeit, den man später christianisiert hat.